Sehr geehrte Mitglieder, Sie haben Schwierigkeiten mit dem neuen Handicapsystem? Es handelt sich tatsächlich um ein schwieriges Thema. Die nachfolgende Glosse wird Sie vielleicht beruhigen oder zumindest zum Schmunzeln bringen. Mit freundlichen Grüßen Ihr Team vom Golf-Club Kürten |
| Handicap war gestern, jetzt gibt es den Handicap Index. |
|
„Gar kein Problem“, dachte ich- bevor ich das Handbuch des DGV „Handicap-Regeln -World Handicap System“ in die Hand genommen habe. Ich habe geglaubt, dass ich ziemlich viel weiß von Handicaps und so und dass ich natürlich eine Änderung locker in den Griff kriegen werde. Und ???? Ich habe falsch gedacht. |
|
|
Aber, ich habe das Vorwort gelesen, in dem u.a. steht, dass „die Überarbeitung der Handicap-Regeln sieben Jahre Arbeit der Verantwortlichen der USGA und The R&A und ...... wiederspiegelt.“ Also denke ich heute, dass ich auch sieben Jahre brauche, um das zu verstehen --- schlimmer noch: um mein Handicap zu ermitteln. |
|
|
So – fangen wir einfach mal an: Was brauche ich jetzt, um mein Handicap -pardon, meinen Handicap Index zu ermitteln? Zunächst einmal brauche ich von jedem Turnier den Score Differential. Nehmen wir mal die einfachste Situation an: Ergebnis über 18 Löcher Zunächst muss ich den Score Differential berechnen. Score Differential = 113/ Slope Rating x (gewertetes Bruttoergebnis - Couse Rating – CR Korrektur). Alles klar ? |
|
|
Slope Rating auf dem 18-Loch-Platz in Kürten ist für Herren von gelb 136, für Damen von rot 132. Der Einfachheit halber machen wir die Beispiele nur für die Damen-Werte. Course Rating ist von rot 74,0. Zwischenergebnis von rot = 113/132 = 0,86. Nehmen wir an, wir hätten ein Ergebnis von Brutto 100 Schlägen erzielt (also 28 über par), dann kommt der nächste Rechenschritt: Von rot: 100 – 74,0 = 26,0 (minus CR-Korrektur ???? -weiß noch nicht, was das ist; muss ich nachlesen.) Ohne die (mir noch nicht bekannte) CR-Korrektur hieße das: von rot: 0,86 x 26,0 = 22,36 gerundet 22,4 = Score-Differential aus diesem Turnier. Bis dahin alles klar?? |
|
|
Ach ja; die CR-Korrektur –brauchen wir uns nicht mit zu beschäftigen; die findet automatisch durch die Clubsoftware nach den gespielten Resultaten statt. Vereinfacht: Spielen (fast) alle besser als gedacht – also unter ihrem Handicap-Index-, wird der Score-Differential um 1,0 bis 3,0 erhöht, spielen (fast) alle schlechter als erwartet, wird er um 1,0 heruntergesetzt. |
|
|
Aber.... Wir spielen selten Zählspiel, meistens nach Stableford. Bei Stableford-Spielen ist es noch ein wenig komplizierter. Wir berechnen als erstes den Score Differential: Score Differential = (113 / Slope Rating) x (Par + Course Handicap – (erspielte Punkte – 36) – Course Rating – CR-Korrektur) Also: Merkt Euch das gefälligst, sonst gibt das nie was!!!!!!!!!! |
|
|
Und denkt an die Klammern; meine ersten Berechnungen sind alle gescheitert, weil ich jeweils eine Klammer nicht berücksichtigt habe. Nehmt nur mal die 2. Klammer mit der innen liegenden Klammer (Par + Course Handicap – (erspielte Punkte – 36) – Course Rating – CR-Korrektur) mit angenommenen 40 erspielten Punkten: Par 72 + Spielvorgabe z.B. 20 – 40 Pkte. – 36 – 72,7 ergibt 72 + 20 = 92 -40 = 52 – 36 = 16 – 72,7 = - 56,7 (verrücktes Handicap, oder?) Richtig wäre: 72 + 20 = 92 – (40 – 36) also 4 = 88 – 72,7 = 15,3 Ist also nix mit einfachen Formeln wie a² + b² = c². |
|
|
Wenn Ihr in Kürten spielt, können wir jetzt wieder die Kürtener Werte einsetzen. Wenn Ihr woanders spielt, fragt einfach einen Einheimischen. |
|
|
Wir setzen ein: Damen von rot: Score Differential = (113 / Slope Rating 132) x (Par + Course Handicap – (erspielte Punkte – 36) – Course Rating 74,0 – CR-Korrektur 0) Fehlt noch das Course Handicap. Das war früher die Spielvorgabe. |
|
|
Das Course Handicap findet Ihr auf der Homepage des GC Kürten unter „Spielvorgabentabelle“ oder mittels „Spielvorgabe ermitteln“. Nehmen wir für unsere Musterberechnung an, wir hätten (Mann und Frau gleich) einen Handicap Index von 18,6. Dann ist das Course Handicap auf dem 18-Loch-Platz für die Frau von rot 24. Nehmen wir 30 gespielte Stableford-Punkte an. Par des Platzes ist 72. |
|
|
Das setzen wir jetzt ein: Damen von rot: Score Differential = (113 / Slope Rating 132) x (Par 72 + Course Handicap 24 – (erspielte Punkte 30 – 36) – Course Rating 74,0 – CR-Korrektur 0) Ohne Text heißt die Formel: Damen von rot: Score Differential = (113 / 132) x (72 + 24 – (30 – 36) –74,0– CR-Korrektur 0) |
|
|
Jetzt nur noch den Taschenrechner auf dem Handy und weiter Damen: (113 / 132) x (72 + 24 – (- 6) – 74,0) 0,856 x (96 - - 6 - 74,0) 0,86 x (102 - 74,0) 0,86 x 28,0 = 24,08 |
|
|
Da haben wir dann doch den Score Differential von diesem einen Spiel heraus bekommen. |
|
|
Und für 9 Löcher machen wir das anschließend, wenn Ihr alle bis dahin alles verstanden habt. Und jetzt????? Der Handicap Index wird nach den niedrigsten Score Differentials im Stammblatt berechnet. Bei mehr als 20 Score Differentials gelten die letzten 20; sonst gilt: Bei 1 bis 5 Score Differentials im Stammblatt: bei 1 -3 der niedrigste -2,0, bei 4 der niedrigste – 1,0 und bei 5 der niedrigste +-0. Alles klar bis dahin ?????? |
|
|
Hier wird auch klar, warum unser Freund Jürgen, der noch nie besser als 15 über Par gespielt hat, bei der Umstellung auf den Handicap-Index auf 12,5 gesetzt wurde. Er hatte nur zwei Turniere in der Wertung der letzten 4 Jahre und deshalb gilt das Beste von den beiden -2,0. |
|
|
Das geht so weiter bis zu 20 vorhandenen Score Differentials im Stammblatt (lassen wir hier besser weg). Bei über 20 gelten die letzten 20 und hiervon die besten 8 und hiervon der Durchschnitt. Die Listen mit den 20 letzten und den 8 besten Score Differentials bekommt Ihr im Sekretariat. Und damit versteht es ja wohl jeder. |
|
|
Aber Vorsicht !!!!!! Nehmen wir einmal an, Ihr spielt in einem Stableford-Turnier 45 Punkte. Und Ihr freut Euch natürlich, dass das Handicap, pardon der Handicap-Index, jetzt runter geht – Ihr also fast einstellig sein müsstet. Freut Euch nicht zu früh – schaut in Eure Listen und wenn Ihr dann z.B. seht, dass das früheste von den 20 Turnieren Euer bisheriges Rekordergebnis mit einem Score Differential von 50 hatte, dann wisst Ihr jetzt ja, dass dieses Turnier aus der Wertung herausfällt ------ könnte also sogar sein, dass Ihr im Handicap Index trotz 45 Punkten hoch rutscht anstatt Richtung einstellig. |
|
|
Wenn der Handicap Index ansteigt, wird der Unterschied zwischen dem Durchschnitt der besten 8 Ergebnisse und dem Low Handicap errechnet. Wenn man also erst einmal wüsste, was Low Handicap ist, könnte man ja locker weitermachen. |
|
|
Aber hier kommts: Low Handicap ist der beste Handicap Index des Spielers in den letzten 365 Tagen. Wenn der Unterschied zwischen dem Durchschnitt der besten 8 und dem Low Handicap „kleiner oder gleich 3 ist“, so wird der kalkulierte Handicap Index 1:1 verwendet. Ist der Unterschied größer als 3 --- auf Deutsch: das aktuelle Hcp. ist mehr als 3 schlechter als das beste, das er im letzten Jahr hatte---, tritt das Soft-Cap-Verfahren in Kraft. Das bedeutet, dass für die Heraufsetzung die ersten 3 Schläge über dem Low Handicap voll und alle weiteren nur mit 50% berechnet werden. |
|
|
Ist der Unterschied zwischen dem Durchschnitt der besten 8 und dem Low Handicap größer als 5, tritt nach dem Soft-Cap-Verfahren das Hard-Cap-Verfahren in Kraft. Hard-Cap-Verfahren heißt, dass der Anstieg maximal um 5 Schläge über dem Low Handicap liegen darf. Alles klar????? |
|
|
Also, jetzt übt das mal bis dahin, und dann versuchen wir in Folge 2 das Ganze noch für 9-Loch-Ergebnisse. Und dann schauen wir, ob noch irgendjemand interessiert ist, ein Handicap -pardon: einen Handicap-Index- zu erlangen. |
|
|
Aber ich habe eine pfiffige Idee für alle, die die Hoffnung irgendwann aufgeben: Eine Regelung habe ich verstanden: Ergibt sich durch ein neu eingereichtes Ergebnis ein Handicap Index von 26,5 oder höher, kann dieser auf maximal 26,5 steigen und --Achtung!!!!!--- „26,5 oder ein höherer Handicap Index können nicht mehr steigen“ – nur noch durch den Handicap-Ausschuss. Das heißt nichts anderes, als, wenn ich auf dieses Handicap Index System keinen Bock mehr habe, spiele ich mich so schnell wie möglich hoch auf 26,5 und dann ist alles egal. |
|
|
Aber es gibt noch eine andere Lösung, ganz clever: Einfach nicht drüber nachdenken – das alles berechnet die Software im Golfclub und im DGV. Am Tag nach dem Turnier nachsehen unter www.golf-dgv.de oder bei www.mygolf.de oder im Sekretariat nachfragen. |
|
|
Trost spendet auch die neue Rundbriefempfehlung des DGV für alle Golfclubs: „Die Berechnung (des Handicap-Index) wird im Hintergrund durch das EDV-System erfolgen, sodass wir während des Spiels sowie bei der Abgabe des Scores an nichts denken müssen.“ Zitat Ende. Den kompletten Text der Trost spendenden Mitgliederinformation des DGV findet Ihr auf www.gckuerten.de. |
|
|
Vorschau: Zum Lesen der weiteren Folgen werden nur noch die Mitglieder zugelassen, die bis dahin alles verstanden haben. (Bei weniger als 50% machen wir Schluss.) Folge 2: 9-Loch-Ergebnisse Folge 3: manuelle Änderungen des Handicap-Indexes Folge 4: außergewöhnlich gute Ergebnisse |
|
|
|
|
|